Herrenmühle

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Windhaag – Zettwing

Zettwing ; Windhaag
Zettwing
Zettwing

GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK

Zettwing liegt an einem alten „Urweg“, einem Saumpfad , der von der Donau nach Böhmen führte. Der Ortsname ZETTWING leitet sich aus dem Keltischen ab. Die Silbe „Zett“ (kelt. COET) bedeutet „Wald“ und die Silbe „Win“ (kelt. VIN) bezeichnet eine „Lichtung“. Zettwing heißt also eigentlich „Waldlichtung“.

Die mittelalterliche Erschließung und Besiedelung mit deutschsprachiger Bevölkerung
erfolgte in der 2.Hälfte des 13.Jahrhunderts unter Przemysl Ottokar II., der als böhmischer und österreichischer Landesherr von 1251-1278 den dichten Waldgürtel des nördlichen Mühlviertels und Südböhmens roden ließ.

Schon 1285 soll in Zettwing eine Pfarrkirche bestanden haben.

1325 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung von Zettwing als Peter von Rosenberg die Ortschaften Zettwing und Böhmdorf an Bohunko von Harrach gegen 83 Mark Silber verpfänden ließ.

1384 wird erstmals die Zettwinger Kirche schriftlich erwähnt.

1418 wird Zettwing das Marktrecht von Andreas von Rosenberg verliehen.

1420-23 wird Zettwing immer wieder von hussitischen Gruppen bedrängt.

1498 werden die Marktrechte ausgeweitet und Zettwing bekommt als Marktwappen eine fünfblättrige Rose mit einem goldenen Mittelpunkt auf silbernen Hintergrund.

1620 gelangt Zettwing unter die Grundherrschaft der Buquoys.

1627-28 wird in Zettwing die Gegenreformation durchgeführt.

1841-43 Anton Bruckner freundet sich während seines Windhaager Aufenthaltes mit der Zettwinger Familie Sücka an.

1849 wird in Zettwing nach Aufhebung der Grundherrschaft der erste Bürgermeister gewählt.

ZEITGESCHICHTE

1918 wird nach Auflösung der Monarchie die Maltsch zur Staatsgrenze. Das tschechische Zollamt ist zunächst auf österreichischer Seite in der Lexmühle in Hammern untergebracht. Mit einem einfachen „Passagiersschein“ kann man die Grenze überschreiten. Durch die günstigere Preissituation blüht der Schmuggel. „Einkaufen am Sonntag in Zettwing“ wurde in der Zwischenkriegszeit eine „beliebte“ Freizeitbeschäftigung vieler Bewohner der benachbarten Gemeinden von Leopoldschlag und Windhaag bei Freistadt.

1930 stellt die Volkszählung 523 Personen deutscher und 29 Personen tschechischer Nationalität fest.

Am 1.10.1938 werden nach dem Münchner Abkommen die sudetendeutschen Gebiete an das Deutsche Reich angegliedert.

Am 10.Mai 1945 passiert die Rote Armee Zettwing.

Am 24.Juli 1945 übernimmt ein 6-Mann-Komitee die provisorische Verwaltung von Zettwing.

1946 wird die deutschsprachige Bevölkerung in 8 Transportgruppen ausgewiesen. Lediglich 20-30 bleiben bis Ende 1946 in Zettwing. Dem guten Einvernehmen der bisherigen tschechischen Zollwachbeamten mit der deutschsprachigen Bevölkerung war es zu verdanken, dass es in Zettwing zu keinen Gewalttaten kam. Im Sommer 1946 wurde
eine Weidekooperative eingerichtet, um das verbliebene Vieh zu betreuen.

1948 kurz nach der kommunistischen Machtergreifung werden rund 100 tschechische Immigranten aus der Slowakei, Rumänien und Bulgarien in Zettwing angesiedelt. Für die neuen Bewohner ist jedoch Zettwing wegen seiner Randlage (15 km zur nächsten Bahnstation) nicht besonders attraktiv. Außerdem bekommen sie von der Weidekooperative kein Land zugewiesen.

1951 müssen der Pfarrer und die noch verbliebenen Bewohner Zettwing verlassen. Die Region wird zur„verbotenen Grenzzone“ erklärt. Trotz des Einsatzes der Grenzpatrouillen wird das Inventar die leerstehenden Häuser teilweise verkauft und ausgeraubt. Man riss Türen und Fenster heraus, so dass die verlassenen Gebäude schnell verfallen.

1955-56 werden die rund 120 Häuser des Ortes auf Anordnung des Innenministeriums bis auf die Kirche und vier Häuser mit Bulldozern dem Erdboden gleich gemacht.

Zu Ostern 1956 werden die auf den Trümmerhalden noch liegenden Holzteile verbrannt. Das Feuer frisst sich bis an die Maltsch und bedroht die Lexmühle am österreichischen Ufer.
Übrig bleibt ein Bild der Verwüstung. Insgesamt wurden rund 600 Häuser in dieser Region auf diese Weise zerstört.

Bis etwa zur Mitte der 1950er Jahre war die Grenzbewachung auf tschechischer Seite noch
relativ locker. So badeten etwa in der Maltsch tschechische Grenzsoldaten gemeinsam mit
österreichischen Familien.

Erst ab etwa 1958 kam es zur allmählichen Errichtung des sogenannten „Eisernen Vorhanges“. Rund 200 Grenzsoldaten der in Kaplitz stationierten 9.Einheit der 2.Brigade waren für die Bewachung einer 60 km Grenzlinie verantwortlich. Der Dienst als Grenzsoldat selbst erfolgte unter strenger Überwachung einiger Offiziere und kam einer Strafversetzung gleich.

In Zettwing wurde eine Grenzwachstation eingerichtet. Als Unterkunft dienten zunächst das tschechische Zollamt und eine später erbaute kleine Kaserne. Beide Gebäude existieren heute noch. Der Kirchturm wurde zum Wachturm.

1990 nach der „Sanften Revolution“ ist Zettwing wieder frei zugänglich.

1995 beginnt das Bistum Budweis mit der Kirchenrenovierung.

6.9.2003 Wiedereinweihung der ehemaligen Pfarrkirche „Zu Unserer Lieben Frauen Geburt“.



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